Engagement Papier Natur der Ethos Stiftung zum Thema Biodiversität

Die Bedeutung der Biodiversität ist vielen nicht bekannt und wird unterschätzt – von der Politik, Unternehmen und den Konsument*innen. Wie können wir das ändern? Immerhin ist der jährliche Beitrag der Biodiversität (Ökosystemleistungen) doppelt so hoch wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt – aber es nimmt rasant pro Jahr ab.
Das Dokument «Engagement Paper Natur» beschreibt die Erwartungen von Ethos an Unternehmen hinsichtlich der Steuerung und Minimierung der Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Biodiversität.
Die Natur, insbesondere die Biodiversität, ist in Gefahr. Neben dem Klimawandel stellt sie die zweite grosse Krise dar, mit der die Menschheit und sämtliche Lebewesen heute konfrontiert sind. Die Lebewesen sterben derzeit viel schneller aus, als sie durch neue Arten abgelöst werden, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen: Das sechste Massenaussterben nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren habe bereits begonnen.
Diese Erschöpfung der Natur ist das Ergebnis menschlicher Aktivitäten, insbesondere des übermässigen Verbrauchs von Ressourcen. Sie stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Wohlergehen künftiger Generationen dar und könnte gravierende Folgen für die Menschheit haben, die für ihre Wirtschaft, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Lebensqualität auf die Natur angewiesen ist. Die Bedeutung der Biodiversität wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten unterschätzt und teilweise durch den leichter messbaren Klimawandel in den Hintergrund gerückt. Beide Phänomene sind jedoch eng miteinander verbunden und neigen dazu, sich gegenseitig zu verstärken.
Vor diesem wenig erfreulichen Hintergrund veröffentlicht Ethos ein Engagement Paper zum Thema Natur. Ein Dokument, auf das sich die Mitglieder der Ethos Engagement Pools (EEP) Schweiz und International stützen können, wenn es darum geht, mit Unternehmen zu diesem Thema in den Dialog zu treten, so wie es bereits für andere Nachhaltigkeitsthemen wie Abholzung, digitale Verantwortung oder Klimawandel der Fall ist.
Veranschaulichung des Prinzips der doppelten Wesentlichkeit
In diesem fundierten und mit zahlreichen wissenschaftlichen Referenzen versehenen Dokument geht Ethos zunächst auf die Ursachen der Naturzerstörung ein. Bereiche wie Landwirtschaft, Bauwesen, Rohstoffgewinnung, Energieerzeugung, industrielle Fischerei, Holzwirtschaft, Verschmutzung durch Chemie und Plastik spielen eine Rolle. Unternehmen in diesen Sektoren gehören durch ihre Aktivitäten zu den Hauptverursachern, obwohl sie für die Aufrechterhaltung ihrer gesamten Wertschöpfungskette stark von der Natur abhängig sind.
Das Engagement Paper befasst sich daher mit den Auswirkungen und Abhängigkeiten der Unternehmen in Bezug auf die Natur (Zugang zu Wasser, Rohstoffen usw.), aber auch mit den Risiken und Chancen, die sich ergeben. Denn die sich stetig entwickelnde Naturkrise wird die Märkte tiefgreifend verändern und sowohl Risiken als auch Chancen mit sich bringen.
Unternehmen, die ihre Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die Natur erkennen und berücksichtigen, sind besser in der Lage, sich anzupassen und eine treibende Kraft in diesem Übergang zu sein. Sie können die Effizienz ihrer Lieferketten verbessern, die Kosten für den Zugang zu knappen Ressourcen senken oder durch technologische Substitution innovativ sein.
Ethos hat daher eine Liste mit sieben allgemeinen Erwartungen an Unternehmen erstellt:
- Unternehmen sollen ambitionierte naturbezogene interne Richtlinien erlassen. Diese müssen das Prinzip «verursache keinen erheblichen Schaden» berücksichtigen.
- Unternehmen sollen sich an den von der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) entwickelten Ansatz (LEAP) halten.
- Unternehmen sollen Auswirkungen und Abhängigkeiten bewerten und überwachen.
- Unternehmen sollen Chancen und Risiken bewerten und überwachen.
- Unternehmen sollen einen Naturtransitionsplan mit ehrgeizigen, wissenschaftlich fundierten Zielen festlegen.
- Unternehmen sollen relevante und geprüfte Indikatoren offenlegen (z.B. gemäss TNFD).
- Unternehmen sollen Anspruchsgruppen miteinbeziehen und sich für eine verantwortungsvolle Regulierung einsetzen.
Das Engagement Papier mit 35 Seiten gibt wichtige Definitionen zu Natur, Biodiversität, … und beschreibt die Treiber des Naturverlusts. Danach werden die Auswirkungen, Abhängigkeiten, Risiken und Chancen beschrieben. Die regulatorischen Rahmenwerke der EU, der Schweiz und weitere werden kurz dargestellt. Anschliessend werden die Erwartungen gegenüber Unternehmen formuliert – siehe auch vorstehend. Zudem gibt es nach dem Fazit uach noch branchenspezifische Erwartungen für 1) Lebensmittel und Landwirtschaft, 2) Chemikalien und 3) Pharmazeutika.
Weitere Informationen sind zu finden bei Ethos unter diesem Link. Dort findet sich auch das Engagement Paper Natur, das wir hier aus Vereinfachungsgründen bereits zum Download anbieten.
Ethos_Engagement_Paper_Natur_2025_DE
Hinweis: einen guten Einblick in das Thema Biodiversität gibt das Modul 21 «Biodiversität und Ökosystem-Leistungen» auf der Bildungs-Plattform bildung-fuer-morgen.ch – Link: https://bildung-fuer-morgen.ch/bildungsinhalt/biodiversitaet-und-oekosystem-leistungen/ (kostenlos)