Im Gespräch mit Roman Niedermann
Warum ist es wichtig, Bildungsangebote im Kontext der nachhaltigen Entwicklung in den Sek I/II- sowie Tertiärstufen zu verankern? Welche Abhilfe können dabei die BNE-Bildungsangebote schaffen? Und wie können Lehrpersonen sowie Schüler*innen und Studierende davon profitieren? Diese und weitere Fragen beantwortet Roman Niedermann, Bildungsreferent und Projektleiter der ECOnGOOD-Bildungsgruppe, im Interview.
Roman, als Mitinitiator der Webseite www.bildung-fuer-morgen.ch setzt du dich aktiv für die Förderung von «Bildung für Nachhaltigkeit» - kurz «BNE» - ein. Was zeichnet Bildung für nachhaltige Entwicklung aus?
BNE soll Individuen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen und es allen Menschen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Warum braucht es gerade heute mehr Bildungsangebote im Kontext der nachhaltigen Entwicklung?
Das Wissen für und über «Nachhaltigkeit» und «Zukunftsfähigkeit» ist grösstenteils vorhanden – aber zu wenig bekannt. Und es gilt bei den Menschen das «Wollen» und «Können» aufzubauen, damit sie ins konkrete «Handeln» für die notwendige sozial-ökologische Transformation kommen.
Was zeichnet die Lernangebote des Portals «Bildung für morgen» aus?
Die Inhalte sind interdisziplinär angelegt und decken eine breite Palette von Themen ab, darunter Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Dies fördert ein ganzheitliches Verständnis der komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der modernen Welt. Das Portal fördert partizipative Lernprozesse und Zusammenarbeit. Lernende werden ermutigt, aktiv mitzuwirken, ihre Perspektiven einzubringen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Dies stärkt die sozialen Kompetenzen und Teamfähigkeit.
Welchen Beitrag können Lehrpersonen für nachhaltige Entwicklung leisten?
Durch diese vielfältigen Beiträge können Lehrpersonen eine entscheidende Rolle dabei spielen, die nächste Generation auf die Herausforderungen und Chancen einer nachhaltigen Zukunft vorzubereiten und ihnen die Fähigkeiten und das Wissen zu vermitteln, die sie benötigen, um positive Veränderungen zu bewirken. Lehrpersonen können praxisorientierte Projekte initiieren, die sich mit realen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung befassen. Solche Projekte fördern das Engagement der Schüler und die Anwendung des Gelernten in praktischen Kontexten.
Inwiefern können die Lernmaterialien eine Entlastung für die Lehrpersonen darstellen?
Wir wissen aus Gesprächen mit Lehrpersonen, dass sie sich bereits heute überlastet fühlen und wenig Zeit für neue Anliegen sowie die Aufbereitung neuer Unterrichtsmaterialien aufbringen können. Hier wollen wir den Lehrpersonen Hilfestellung geben, damit sie die Nachhaltigkeitsthemen in ihre Unterrichtseinheiten möglichst unkompliziert und effizient integrieren können. Den Lehrpersonen stehen dabei auch die erfahrenen Bildungsreferent*innen des BNE-Bildungs-Portals mit Rat und Tat zur Seite.
Die Lernangebote richten sich nicht nur an Jugendliche, auch Erwachsene werden angesprochen. Inwiefern können Erwachsene ihren Teil für eine nachhaltige Zukunft beitragen?
Die Lernangebote sind auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten, von Schüler*innen und Studierenden bis hin zu Lehrkräften und Erwachsenen. Es gibt Materialien und Kurse für verschiedene Altersgruppen und Bildungsniveaus, was eine breite Nutzung ermöglicht. Erwachsene sind in lebenslange Lernprozesse involviert. Dies erfordert gute Rahmenbedingungen in der Erwachsenenbildung, um die Entscheidungsträger*innen in allen Disziplinen und Professionen für die nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren. Das Portal setzt auf innovative Lehr- und Lernmethoden, die sowohl digitale als auch traditionelle Ansätze kombinieren. Dies umfasst interaktive Module, E-Learning-Angebote, Projektarbeit und praxisorientierte Umsetzungen.
Was steht als nächstes an?
Wir werden Konzeptentwicklungen zur BNE in Pilotschulen auf verschiedenen Bildungsstufen erforschen und damit Grundlagen für die Umsetzung der BNE gemäss den Curricula entwickeln. Die Bildungsformate für Primarschulen in Form einer Lernlandschaft folgen im geplanten Projekt in den nächsten Jahren. Aktuell sind wir daran, die Bildungsformate auf www.bildung-fuer-morgen.ch breit in Schulen zu integrieren und die Lehrpersonen in schulinternen Weiterbildungen fit für BNE zu machen. Hierzu führen wir im Frühherbst ein Seminar für Lehrpersonen und Berufsbildende durch: https://bildung-fuer-morgen.ch/bildungsinhalt/gemeinwohl-und-bildung-gestalten/
Zur Person:
Roman Niedermann ist ein vielseitiger und erfahrener Bildungsreferent mit einem breiten beruflichen Hintergrund in Sozialer Arbeit und Erwachsenenbildung. Als Projektleiter der ECOnGOOD-Bildungsgruppe und Mitinitiator der Webseite www.bildung-fuer-morgen.ch setzt er sich engagiert für die Förderung von Gemeinwohlbildung ein. Zudem leitet er die Fokusgruppe Bildung und engagiert sich in der Regionalgruppen St.Gallen der Gemeinwohl-Ökonomie.